Ich wurde heute angeschrieben, ob der Source Code zu der App „Mianatra voambolana Malagasy“ (Was für ein Zungenbrecher) zwecks Weiterentwicklung zur Verfügung gestellt werden könnte. Warum nicht – ich werde persönlich nicht daran weiter arbeiten.
Der eigentlich Content funktioniert komplett offline und ohne weitere Abhängkeiten außer einem Browser, wenn man dieses Zip-File herunterlädt. Der „source code“ liegt in HTML, Javascript und CSS vor, kann also direkt weiterentwickelt werden. Alternativ hab‘ ich es auch in GitHub gepflegt, von wo aus es „geforkt“ werden könnte.
Wenn man das Ganze nicht nur im Browser, sondern als Android-App nutzen möchte, ist etwas mehr Aufwand nötig. Ich habe meine „Javascript-App“ damals (2016) mit Apache Cordova für den Google Play Store „verpackt“, siehe meinen damaligen Blog-Post.
Dieser Part ist aber ziemlich nervig (Google ändert ständig irgendwelche Anforderungen an Entwickler), weswegen das nicht das erste wäre, auf das ich mich stürzen würde.
Genauso wie die madagassiche Sprache und die madagassische Bevölkerung ist die madagassische Küche eine interessante Mischung mit Einflüssen aus aller Welt. Das absolute Hauptnahrungsmittel, das oft drei Mal am Tag gegessen wird, ist Reis. Typischerweise könnte es zum Beispiel morgens süßes Gebäck aus Reismehl (Mofo Gasy – „Madagassiches Brot“), mittags fest gekochten Reis mit Gemüse und Fleisch und Abends Reissuppe mit Maniokblättern geben. Auch Hülsenfrüchte als günstige und gesunde Proteinquelle ziemlich beliebt, insbesondere eine Art, die in Europa fast komplett unbekannt ist: Voanjobory. Ich musste erstmal ein wenig recherchieren, um den deutschen Namen dazu herauszufinden: Bambara-Erdnuss.
Auf französisch nennt man die runden Kraftpakete „pois de terre“ und auf englisch „Bambara ground-nuts“.
Da man sie in Europa tatsächlich kaum bekommen kann, sind getrocknete Voanjobory ein beliebtes Mitbringsel bei Flugreisen aus Madagaskar. Sie sind vielleicht am ehesten mit Wachtelbohnen oder weißen Bohnen zu vergleichen, haben aber einen besonders großen und mehligen Körper. Die Nährwerte sind vergleichbar mit anderen Hülsenfrüchten:
Bambara groundnut possesses sufficient quantities of nutrients such as proteins, vitamins and minerals. Bambara groundnut seeds provide an important source of crude protein (up to 24%), carbohydrates (up to 63%) and fats (up to 6.5%). The crop also has a good balance of essential amino acids.
Endlich ist sie online: Tahina und ich haben eine kleine App entwickelt, das heißt ich habe programmiert, mich mit CSS und HTML herumgeschlagen und die Bilchen ausgesucht, Tahina hat die Übersetzung gemacht und vor allem die ganzen Wörter eingesprochen. Das Prinzip der App ist ziemlich einfach: Nach Kategorien werden Bildchen angezeigt, wenn man drauf klickt/tippt ist der madagassische Begriff zu hören. Außerdem gibt es einen Testmodus, wo erst der Begriff genannt wird und man auf das entsprechende Bilchen tippen muss. Das war’s schon.
Das ganze funktioniert einfach im Browser, unter der folgenden Adresse:
So einzigartig und eigenständig die madagassische Tier- und Pflanzenwelt sein mag, so sehr wurde die madagassische Sprache und Kultur durch verschiedenste andere beeinflusst. Neben den allgegenwärtigen französischen Lehenswörtern und ebenfalls häufig anzutreffenden Wörtern aus der englischen Sprache (sekoly z.B. vom englischen school) hat auch die arabische Sprache ihre Spuren hinterlassen. Nirgends wird das deutlicher als bei den Wochentagen, die ziemlich direkt aus dem Arabischen übernommen wurde.
Kommen wir heute mal zu ein paar Worten zur Bewegung. Die Madagassen im Allgemeinen als besonders sportverrückt zu bezeichnen würde es wohl nicht treffen. Leute, die dort auf der Straße laufen gehen, sieht man im Gegensatz zu europäischen Städten recht selten. Gerade in ländlichen Regionen bietet der Alltag wohl auch so genug Gelegenheit zur körperlichen Betätigung. Der tägliche Gang zum Markt, Feldarbeit oder das Waschen der Wäsche von Hand beansprucht einen körperlich ausreichend, so dass man dort deutlich weniger Übergewichtige sieht als bei uns. Von einer „wachsenden Mittelschicht“ kann man hingegen vor allem in Bezug auf die Leibesfülle sprechen – Büroarbeit und Junk Food nach westlichem Vorbild hinterlassen auch dort ihre Spuren.
Wirklich Weltklasse sind die Madagassen wohl nur einer Sportart: Pétanque (Boule). Das madagassische Team der Männer ist z.Z. amtierender Weltmeister (2016)! Dieses gemütliche Spiel passt gut zur sprichwörtlichen „Mora Mora“-Mentalität des Landes. Aber auch Basketball, besonders der Frauen, ist sehr beliebt. Leider sind die meisten Madagassen im internationalen Vergleich eher klein, so dass große internationale Erfolge in dem Sport sich nicht einstellen wollen – in der Weltrangliste von FIBA steht Madagaskar auf dem 82. Rang. Ansonsten orientiert sich das Sportinteresse doch ziemlich am französischen Vorbild: Fußball, Rugby, Tennis…insgesamt wird die Zahl der aktiven Sportler in diesen Disziplinen aber nicht besonders groß sein.
Die Antwort auf die Frage „wie viele Madagassen gibt es in Deutschland“ ist wohl etwa 1500, wenn man der Statistik von Statista.de zu Herkunftsländern glauben mag.
Anzahl Madagassen in Deutschland, Quelle Statista.de
Herkunftsland
2014
2015
Veränderung
2015 vs. 2014
Madagaskar
1.135
1.384
249
Die eigentliche Quelle dieser Daten müsste das Statistische Bundesamt sein, dort habe ich aber in den öffentlich einsehbaren Dokumenten keine Info für ein statistisch so „unbedeutendes“ Land wie Madagaskar finden können. Mir kommen diese Zahlen intuitiv ziemlich niedrig vor. So gibt es alleine in der Facebook-Gruppe „Tanora Malagasy eto Allemagne“ (junge Madagassen in Deutschland) über 1700 Mitglieder. Nun muss man natürlich weder jung, madagassisch noch zwingend in Deutschland lebend sein, um da Mitglied zu sein, andererseits wird aber wohl auch nicht jeder Madagasse in Deutschland dort beigetreten sein.
Bei der OECD findet man die gleichen Zahlen:
Number of inhabitants with malagasy nationality
Italy
1 416
Germany
1 384
Switzerland
554
Belgium
542
Japan
86
Da fehlen ziemlich viele wichtige Länder wie Frankreich, die USA oder Kanada, aber ich wenigstens hätte nicht gedacht, dass es in Italien (wenigstens noch in 2015) mehr Madagassen als in Deutschland gibt.
Eine andere interessante Statistik findet man bei der OECD, nämlich über die Anzahl der Migranten aus Madagaskar jedes Jahr, wobei 2015 das bisher letzte Jahr mit Statistiken ist. Demnach kommen jährlich etwa 2000 Madagassen nach Frankreich, während die gleiche Zahl für Deutschland kontinuierlich gestiegen ist und für 2015 bei 370 liegt. Damit ist Deutschland mittlerweile das zweitwichtigste Migrations-Ziel für Madagassen. Wobei die Statistik wahrscheinlich nicht vollständig ist, es fehlen z.B. die Komoren oder Südafrika, die bestimmt auch nicht ganz unbedeutend sein werden.
Bildet man die Summe aller nach Deutschland eingewanderten Madagassen seit 2002, kommt man auf 2145 – da sicherlich nicht alle geblieben sind könnte die Zahl von ~1500 vielleicht doch ganz gut hinkommen.
306 der 370 im Jahr 2015 neu in Deutschland angekommenen sind übrigens weiblich – wenig überraschend, da Au-Pairs sicherlich einen Großteil ausmachen und diese in den meisten Fällen junge Frauen sind.
Es hat eine Weile gedauert, aber seit Ende 2014 unterstützt Google Translate endlich auch Übersetzungen von und nach Malagasy. Die Qualität ist natürlich nicht so, dass menschliche Übersetzer sich Sorgen um ihren Job machen müssten, aber zumindest bei den meisten Texten kann man den Kontext durch die Übersetzung recht gut verstehen. Die Algorithmen von Google haben für diese „exotische“ Sprache natürlich deutlich weniger Daten zum arbeiten als für Englisch oder Spanisch, entsprechend ist es wenig überraschend, dass die Qualität deutlich schlechter ist. Es scheint auch eindeutig so zu sein, dass die Übersetzung in der Regel nicht direkt Deutsch<–>Madagassisch erfolgt,
sondern der Zwischenschritt entweder über Englisch oder Französisch gemacht wird. Wenn man eine dieser Sprachen also gut beherrscht, mag es sinnvoll sein, Abfragen gleich direkt in Französisch oder Englisch zu stellen.
Dann spart man sich einen Zwischenschritt und daher eine mögliche Fehlerquelle.
Wenn man ein Smartphone besitzt kann es praktisch sein, die Google Übersetzer App auf diesem zu installieren. Stand Februar 2017 kann man das Sprachpaket für Madagassisch, im Gegensatz zu anderen Sprachen, leider nicht herunterladen und offline nutzen.
Google Translate hat übrigens auch eine Community-Funktion, über die Freiwillige die Google-Algorithmen mit verbesserten Übersetzungen füttern können. Für das Sprachpaar Englisch-Madagassisch ist das wenigstens möglich.
Zum Abschluss noch eine kleine Spielerei: Mit dem folgenden WordPress Plugin kann man sich die Seite automatisch von Deutsch in eine andere Sprache übersetzen lassen.
Schon seit einigen Jahren versuche ich Madagassisch zu lernen, mit bisher mäßigem Erfolg. So richtig reingehängt hatte ich mich bisher nicht, aber ein Problem war bisher sicherlich auch, dass die guten Ressourcen zum Lernen dünn gesät waren. Bei dem Punkt können wir hoffentlich künftig einen kleinen Beitrag leisten, dass die Situation besser wird.
Besonders toll finde ich, dass meine Frau Tahina versuchen wird, trotz des hektischen Alltags Zeit zu finden, Korrektur zu lesen und vielleicht auch den einen oder anderen eigenen Artikel zu verfassen.